(Interaktiver Vortrag im Rahmen des BDVT-Workshops bei den Petersberger Trainertagen am 23. April 2010)
Hier geht’s zur englischen Fassung.
Der Part “Empathie” im Rahmen des Workshops “Menschen machen Märkte – Zukunftsqualifikationen” auf den Petersberger Trainertagen befaßte sich mit der Beantwortung der Fragen: Welche Bedeutung hat Empathie als Zukunftsqualifikation für Menschen, die auf Märkten agieren? Und was ist Empathie eigentlich genau? Mit ‘Menschen’ waren in diesem Fall vor allem Trainer, Berater, Coaches, Personalentwickler und Marketingspezialisten gemeint (das Publikum vor Ort). Und – da mein Arbeitsfeld die Präsentationsberatung ist – ging es vor allem um Empathie in Präsentationen. Präsentationen wiederum sind in meiner Betrachtungsweise z.B. auch jene kurzen ‘Pitches’, die man seinem Gegenüber präsentiert, wenn man sich auf einem solchen Kongreß einander vorstellt.
Der erste Blick geht bei einem Fremdwort wie Empathie zunächst einmal in den Fremdwörterduden: “Empathie – wörtlich ‘heftige Leidenschaft’” – das klingt schon mal spannend und sexy! Zur Definition der Empathie steht dort außerdem: “Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellung anderer Menschen hineinzuversetzen”. Bei Empathie geht es demnach um das ‘Als ob’ (ich die Einstellung der anderen Person hätte) und um eine emotionale Perspektivübernahme. Im Hinblick auf Präsentationen lautet die Frage nach Empathie: Wie gelingt es mir, empathisch zu wirken und es zu sein?
Das ist durchaus eine Herausforderung. Wenn man als bildlichen Vergleich die indianische Redensart für Empathie hinzuzieht, wird das Dilemma gleich deutlich: ‘In den Mokassins eines anderen gehen.’ In unserem Kulturkreis sagt man dazu auch: ‘Durch die Brille eines anderen sehen.’ – Da nehme man als Beispiel ein Publikum wie meines auf dem Petersberg vor Ort: Kann ich mir 80 bis 90 Paar Mokassins gleichzeitig anziehen? Sehe ich durch die Brille des anderen überhaupt etwas? (Haben Sie mal neue Brillengläser bekommen, das ist anstrengend!) Und vor allem: Sind die Teilnehmer überhaupt bereit, mir ihre Mokassins bzw. Brillen zu überlassen?
Mit dem Ziel vor Augen, empathisch zu präsentieren, kann ich als Redner die Situation jedoch von der anderen Seite betrachten: Ich ermögliche meinem Publikum, empathisch zu sein. Meine These dazu: Wenn ich als RednerIn ein klares emotionales Angebot mache und erkennbar eine Haltung zeige, dann biete ich meinem Publikum die Möglichkeit, sich in mich hineinzuversetzen. Ich biete eine Projektionsfläche für ihre Empathie. Und mache damit ein Angebot, das anzunehmen natürlich jedem freisteht.
Deshalb vergessen wir die Mokassins und die Brillen. Es geht vor allem um eines: Um Feuer – mein Feuer, meine Leidenschaft!
Leidenschaftliches Präsentieren wiederum kann man trainieren. Dazu stellte ich auf dem Petersberg eine Übung aus dem Improtheater vor. Die habe ich bereits hier im Blog beschrieben (wer am 23.4. 2010 nicht live dabei war, bitte jetzt lesen). Im Vortrag habe ich an Hand der ‘Emotionskarten’, die mir von den dortigen Teilnehmern geschrieben worden waren, eine Stehgreif-Rede zum Thema ‘Kauf eines Konzertflügels’ gehalten.
Der Eindruck des Publikums: Ich kam vom Thema ab – habe aber andererseits auch Aspekte und Emotionen entdeckt und ausprobiert, auf die ich selbst im Kontext Flügelkauf gar nicht gekommen wäre. Dieser ‘kreativ-emotionale’ Aspekt ist bei einer Probe für einen vorbereiteten, fundierten Vortrag von großem Nutzen. Gleichzeitig ermöglicht mir die Erfahrung in der Emotionskarten-Rede, meine eigene Haltung und die meiner Zielgruppe für die Realsituation auf der ‘Bühne’ noch einmal emotional zu hinterfragen und mich darauf einzustellen.
Das Fazit insgesamt: Durch meine Leidenschaft als RednerIn biete ich den Teilnehmern bei (m)einer Präsentation die Projektionsfläche für ihre Empathie – und damit die Möglichkeit, diese Zukunftsqualifikation zu leben.