Improve your Presentation – Teil 3.
Zu der in Teil 2 besprochenen Frage ‘Wie viele Informationen pro Folie?’ gibt es eine schöne Geschichte (sie ist in Garr Reynolds’ Presentation Zen abgedruckt; Presentation Zen, Amsterdam: Addison-Wesley Longman 2008, und dt. ZEN oder die Kunst der Präsentation, München: Addison-Wesley 2008, jeweils S. 111; im Blog von Garr Reynolds hier nachzulesen). Ich erzähle und nutze sie regelmäßig in meiner eigenen Fassung:
Jacques machte eines Tages endlich ein eigenes Fischgeschäft auf. Über dem Geschäft hing ein Schild ‘Wir verkaufen frischen Fisch!’ Am Tag der Eröffnung kam seine Schwester vorbei und gratulierte ihm zu seinem Laden. “Aber”, sagte sie, “ich würde das Schild ändern – denke lieber kundenorientiert und formuliere einen Appell: ‘Kaufen Sie frischen Fisch!’”
Jacques nahm das Schild ab und änderte es. Als nächstes kam sein Onkel, der ihm ebenfalls gratulieren wollte und sah sich den Laden genau an. “Jacques, mein Junge. Sehr schön, aber… das Schild ist viel zu lang. ‘Frischer Fisch’ – mehr muss darauf nicht stehen, das sagt alles.”
Jacques nahm das Schild erneut ab und änderte es. Am Nachmittag kam seine Großmutter, um zu gratulieren. Sie freute sich sehr für ihn, sah sich kritisch seine Ware an und zum Schluss blieben ihre Augen am Schild hängen. “Jacques, Kind – ich habe in meinem Leben viel Fisch gekauft und zubereitet. Aber ein Händler, auf dessen Schild ‘Frischer Fisch’ steht – da würde ich mich als allererstes fragen, ob der Fisch denn wirklich frisch ist.”
Und Jacques nahm das Schild wieder ab und als nur noch ‘Fisch’ darauf stand, dachte er sich: So ein Unfug. Dass es hier Fisch gibt, das sieht man, dass er frisch ist, das riecht man – ich brauche doch kein Schild auf dem steht, was eh jeder erkennt.
Die ‘Moral von der Geschicht’ ist also, dass man in den meisten Fällen Informationen auf einer PowerPoint-Folie reduzieren und selbstverständlich auch ganz ohne Folie präsentieren kann.
Nehmen wir jetzt einmal an, Sie wollten den Inhalt dieser Geschichte in einen Vortrag einbauen. Ein ‘klassischer’ powerpoint-gläubiger Redner würde dann möglicherweise eine Aufzählungsfolie wie diese verwenden.
Eine sehr gute Alternative dazu ist, statt der Aufzählungsfolie einfach nur das Wort Fisch einzublenden. (Die Methode ‘Ein Wort pro Folie’ ist in den USA schon seit einigen Jahren beliebt. Presentation-Zen-Meister Garr Reynolds nennt sie auch die Lessig-Methode.)
Oder wenn Sie – wie ich – ein Freund von Fotos sind, können Sie ein schönes kostenfreies Bild im Internet suchen oder eines kaufen und dieses in die Präsentation einbauen.
Die Alternative, die für mich persönlich am Besten funktioniert, wenn ich wirklich eine Geschichte oder geschichten-ähnliche Inhalte vortrage, ist jedoch eine Schwarzblende oder schwarze Folie. Eine schwarze Folie ist etwas unflexibler, da sie fest in die PowerPoint-Präsentation eingebaut ist. Ebenso gut können Sie – wenn Sie mit PowerPoint arbeiten – im Modus ‘Bildschirmpräsentation’ auf die Punkt/Doppelpunkt-Taste auf Ihrer Tastatur drücken (oder wenn vorhanden auf den Schwarzblende-Taste der Präsentations-Maus).
Beim erneuten Drücken auf die Taste der Präsentations-Maus sehen Sie die Folie, die Sie zuletzt ‘verlassen’ haben. (Demgegenüber hat die fest eingefügte schwarze Folie in der Präsentation hat den Vorteil, dass beim Mausklick der nächste statt der vorherige Inhalt zu sehen ist.) Ich erzähle die Geschichte übrigens vor einer Schwarzblende und habe immer einen Plastikfisch dabei, den ich zu Inspirationszwecken und Illustrationszwecken nutze.
“What you see is what you get” – was meine ich nun damit? Wenn Sie vor einer Zuhörerschaft stehen und eine Geschichte erzählen und keine PowerPoint-Folie hinter Ihnen eingeblendet ist, dann sieht Ihr Publikum nur Sie, hört Ihnen zu und lässt die Geschichte und die Bilder im Kopf entstehen. Das liest sich hier wie das Optimum der Aufmerksamkeit und Teilnehmereinbindung, aber es funktioniert natürlich nur, wenn Sie Geschichtenerzählen mögen, es üben und sich trauen, ‘nackt’ und nur mit Ihren Worten auf der Bühne zu stehen und innere Bilder in anderen entstehen zu lassen. “What they get” – das sind vor allem Sie und Ihre Erzähler- und Präsentatorenpräsenz. Und auf die vertrauen wir noch zu selten. Mein Tipp also: nackig machen statt Aufzählungspunkte – what you see is what you get.
Ich glaube, die Methode heißt Lessig-Methode (ohne n) – nach Lawrence Lessig. Aber davon abgesehen: Danke für den guten Artikel!
Gern geschehen und danke für den Hinweis – ist korrigiert.